top of page
  • Autorenbildsarah.dubke

Autoreninterview: Klostergeschichten - Wie aus Instagramposts ein Buch wurde

Dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Bestellst Du über einen dieser Links, erhalte ich einen kleinen Betrag, für dich bleibt der Preis dabei aber unverändert, als wenn du ohne Hilfe meines Links bestellen würdest.

 

"Ich könnte über den Seiteneingang fliehen. Ohne Vorwarnung weg, untertauchen, raus in die dunkle Anonymität der milden Frühlingsnacht.(…) Gesunkenen Hauptes hocke ich schweigsam da, als ich würde ich meiner eigenen Beerdigung beiwohnen. Dabei sollte der heutige Ostertag als der symbolische, freudige Anfang eines neuen Daseins gelten: Neu geboren. Erwacht. Gesegnet. Meine Taufe"



Ob die Hauptperson aus der obigen Situation geflohen ist oder „neu geboren“ wurde, erfährst Du im Buch „Avanti, Prego! Italien mal anders - Klostergeschichten“ von Claudia Schubert.

Claudia ist 19 Jahre alt, als sie Deutschland in Richtung Italien den Rücken kehrt. Sie hat sich dazu entschieden nach dem Abitur einen anderen Weg zu gehen als ihre Mitschüler-/innen. Statt eine Weltreise, Au Pair in den USA oder Work & Travel in Australien, zieht es sie nach Italien um dort in einer Familiengemeinschaft zu leben, die sehr katholisch geprägt ist. Heute, fünfzehn Jahr später lebt Claudia noch immer in Italien. Sie ist nie zum Leben nach Deutschland zurückkehrt und hat mittlerweile ihre eigene Familie in Italien gegründet. Als sie wegen der Ausgangssperren in Italien im Frühjahr 2020 sehr viel Zeit daheim hat, fühlt sie sich erinnert an die Zeit in der „Klostergemeinschaft“ und beginnt auf Instagram von ihrem Weg damals nach Italien zu berichten. Die kurzen Beschreibungen ihrer Anfangsjahre in Italien treffen bei ihren Abonnenten auf viel Interesse, Neugier und den Wunsch mehr über dieses ungewöhnliche Leben zu erfahren.


Das Buch „Avanti, Prego! Italien mal anders - Klostergeschichten“ ist in 17 Kurzgeschichten eingeteilt, die für sich selbst stehen und verschiedene Situation aus der Zeit in der Kommune beschreiben. Ob es der Moment ist, in dem Claudia „die Nadel im Heuhaufen sucht“ - oder besser gesagt ihren silbernen Ring, oder der, in dem ihr ein junges Geschwisterpaar anvertraut wird, das vom Jugendamt aus einer zerrüttelten Familie genommen wurde. Die Autorin schreibt einfühlsam, witzig und zum Nachdenken anregend. Vielleicht ist es auch ein Buch, das dem Sinn des Lebens nachgeht…


Ich durfte Claudia, die ich durch Instagram kenne, zu der Veröffentlichung ihres Buches interviewen. Sie berichtet exklusiv auf A GERMAN IN DUBAI über die Entstehungsgeschichte des Buches und verrät mehr Details über dieses ganz besondere Leben, das sie als junge Frau geführt hat.


1. Wie ist die Idee entstanden, ein Buch über Deine Zeit „im Kloster“ zu veröffentlichen?

Auch wenn mein Buch den Titel „Avanti prego! Italien mal anders - Klostergeschichten“ trägt, lasse ich den Leser an einer für mich sehr prägenden Zeit in einer klausurähnlichen, katholisch geprägten Familiengemeinschaft in Italien teilhaben. Als Teil dieser „Kommune“ habe ich 5 Jahre in einem ehemaligen Klostergebäude aus dem 17. Jahrhundert verbracht - was allerdings nicht mit einem „echten“ Kloster zu verwechseln ist. Also nichts mit Schleier, Gelübden und frommen Nonnen🤪. Allerdings gibt es natürlich sehr viele und gewollte

Parallelen zu dieser Lebensform.

Die Idee zu einem Buch über diese Zeit, die mittlerweile schon über 15 Jahre zurückliegt, kam relativ spontan: Während des Corona-Lockdowns habe ich auf meinem Instagram- Account begonnen, bruchstückhaft über meine Anfangszeit hier in Italien zu berichten. Diese habe ich dann auf der Plattform Story.One in Form von Kurzgeschichten weitererzählt und dann kurzerhand beschlossen, es in Buchform zu bringen.


2. Was bewegt eine 19-Jährige ins „Kloster“ zu gehen?

Wie viele andere junge Menschen wollte ich damals nach dem Abitur eine Zeitlang ausbrechen aus diesem „linearen“ Lebenslauf und vor dem geplanten Studium ein halbes Jahr im Ausland sozial arbeiten. Als Sprachenfan empfand ich die Idee eines Freiwilligendienstes in Südeuropa demzufolge als sehr verlockend. Ich erinnere mich sehr gut daran, dass für mich vor allem die Vorstellung, in einer Gemeinschaft zu leben und zu arbeiten, ein Hauptgrund war, mich für genau dieses Projekt zu entscheiden. Ich wollte das Leben in einer gläubigen Umgebung kennenlernen und nebenbei natürlich auch sozial aktiv sein.



3. Du beschreibst die Begegnung mit Deinem Englisch-Lehrer während eines Heimaturlaubes. Wie aber haben Deine Eltern darauf reagiert, dass Du nach dem Abitur „ins Kloster" gehen wolltest?

Ich hatte zwei Jahre zuvor bereits ein Austauschjahr in den USA verbracht, sodass meine Eltern schon etwas an meinen Freigeist und meine Reiselust gewohnt waren🤪. Sie haben mich stets unterstützt und mich ziehen lassen, denn für sie als ehemalige DDR-Bürger waren solche Erfahrungen undenkbar gewesen. Ich glaube, meine Auslandsaufenthalte stellten auch für sie immer gewisse Neuentdeckungen und Horizonterweiterungen dar. Und rein theoretisch hätte ich nach ein paar Monaten wieder zum Studienbeginn zurückkommen sollen. Doch dann kam ja alles anders…


4. Du hast mir verraten, dass Deine Eltern nicht wussten, dass Du ein Buch geschrieben hast und Du es ihnen kommentarlos zugeschickt hast. Wie war ihr Feedback?

Sie waren natürlich sehr überrascht und gleichzeitig extrem euphorisch! Durch Besuche kannten sie ja die „Schauplätze“, die Umgebung, einige Leute und konnten somit damals kleine Einblicke in den klosterähnlichen Alltag gewinnen. Für sie war es auch in gewisser Weise eine literarische Rückkehr in eine Zeit, in der sie ihre Tochter aus der Ferne in einem fremden - und vielleicht auch manchmal befremdlichen - Umfeld erlebt haben. Und das sicher nicht immer ohne Sorge…


5. Warst Du schon in Deiner Jugend ein religiöser Menschen und bist daher ins Kloster gegangen?

Ich bin atheistisch erzogen worden, meine Eltern hatten durch persönliche, zumeist negativ behaftete Erlebnisse ein sehr gespaltenes, um nicht zu sagen kritisches Verhältnis zum Glauben und besonders zur Institution Kirche. Trotzdem gab es in mir diesen kleinen Funken Neugier; diesen Eifer, selbst meine Erfahrungen in einer Welt zu machen, die für mich damals so mysteriös, so anders erschien. Darum die Entscheidung, für eine gewisse Zeit mein gewohntes Umfeld zu verlassen und offen zu sein für ganz neue Inputs.


6. In der Geschichte "Risorta - Auferstanden oder verloren?", wo es um Deine Aufnahme in die Welt Christi geht, beschreibst Du Deine Gedanken während der Zeremonie. Du denkst darüber nach im letzten Augenblick zu flüchten. Wieso bist Du letztendlich geblieben?

Das ist wahrhaftig eine schwere Frage, die ich mir auch selbst beim Schreiben dieser Geschichte wieder gestellt habe: Was hat mich damals bewogen, „Ja“ zu einem christlichen Leben zu sagen? Ich glaube, es gab und gibt dafür keine „überzeugende“, pragmatische Antwort; es war wohl vielmehr ein Gefühl, eine Hoffnung, dass mir dieses zarte, unschlüssige „Ja“ etwas in meinem Leben schenken kann, was mir Bereicherung bringt…


7. Wie hat es sich in Deinem Leben und in Deiner Persönlichkeit gezeigt, dass der Grat zwischen befohlener christlicher Nächstenliebe und der Zerstörung persönlicher Ambitionen immer schmaler wurde?

Du beziehst Dich mit dieser Frage auf eine Zeit, in der ich bereits eine wichtige Entscheidung getroffen hatte: nämlich die, meinen Weg anderweitig fortzusetzen. Nach einer sehr holprigen, erkenntnisreichen Zeit habe ich an einem gewissen Punkt einfach gemerkt, dass ich mich, meine Bedürfnisse und vor allem Vorstellungen für die Zukunft nicht vergessen darf. Und dass nicht jede Umgebung, mag sie sich auch als noch so gläubig und karitativ bezeichnen, gut für Einen ist. Man darf den objektiven Blick auf das Ganze nicht verlieren - was aber nicht immer einfach ist, wenn man inmitten eines Entscheidungsprozesses steckt, in dem die Unterstützung und das Verständnis von außen zu fehlen scheint. In dieser besagten Zeit habe ich sehr viel Vertrauen in mich und mein Umfeld verloren, und es war nicht leicht, dieses in der Folgezeit wiederzufinden…


8. Im Nachhinein betrachtet: Was ist Deine schönste Erinnerung an die Zeit im Kloster? Und was hat Deine Persönlichkeit am meisten beeinflusst?

Es gibt unendlich viele schöne, tiefgründige und lehrreiche Erinnerungen an jene Zeit: angefangen bei all den manuellen Arbeiten, die einen Großteil unseres Alltags ausmachten. Wo sonst hätte ich vielleicht gelernt, Kühe zu melken, einen Klostergarten zu betreiben, Beton zu mischen, Möbel zu restaurieren oder auch mal für 70 Leute zu kochen? Noch heute profitiere ich von all den simplen, bodenständigen Dingen, die ich dort gelernt habe.

Das Gemeinschaftsleben an sich habe ich als sehr bereichernd empfunden: der tagtägliche Austausch untereinander, das gemeinsame Arbeiten, animierte Mahlzeiten an langen Tischen, ein kunterbunter Alltag inmitten dieser typisch südländischen Lebensart, in dem kein Tag wie der andere war. 

Diese gemeinschaftliche Lebensform hat es außerdem möglich gemacht, ein „Zufluchtsort“ für Menschen, besonders für Kinder, in Notsituationen zu sein. Dadurch hatte ich persönlich die Möglichkeit, sensibler zu werden für nicht immer leichte Schicksale und zu lernen, Menschen mit vielseitigen sozialen Hintergründen offen gegenüber zu treten.

Gerne erinnere ich mich auch an die zahlreichen internationalen Freiwilligen, die eine zeitlang mit uns im Kloster gelebt und gearbeitet haben.

Und in Bezug auf die Coronazeit glaube ich, dass ich sie relativ standhaft durchgehalten habe, da ich mich in gewissen Momenten zurückversetzt gesehen habe in die Zeit im „Kloster“…


9. Mittlerweile hast Du selbst Kinder. Wie würdest Du reagieren, wenn sie Dir in zehn Jahren eröffnen, dass sie ins Kloster gehen möchten?

Ich persönlich wünsche mir für meine Kinder, dass sie ihren Weg finden, auf dem sie glücklich sind. Und wenn das bedeutet, dass sie ins Kloster gehen, KfZ- Mechaniker werden oder die Welt bereisen, dann ist das okay. Für mich habe ich gelernt, dass im Leben nicht alles gradlinig und nach Plan verläuft und es das auch nicht muss. Ich glaube, es gibt nicht DIE eine richtige Entscheidung im Leben, welche es zu treffen gibt wie ein Sechser im Lotto. Nein, Leben ist ein Prozess, ein Wandel, ein ständiges Wachsen. Jeder Lebensabschnitt gibt uns kostbare Schätze mit für unsere Zukunft. Und genau das möchte ich auch meinen Kindern weitergeben.


Ich danke Claudia recht herzlich für dieses Interview und die wundervolle Zusammenarbeit. Ich bin mir sicher, dass Dein Buch nur begeisterte Leser haben wird!


Wenn Du jetzt Lust hast mehr zu erfahren über Claudias Zeit hinter Klostermauern, das Leben in Italien und die vielen spannenden, einfühlsamen Momente, die sie erlebt hat, dann möchte ich Dir das Buch wirklich ans Herz legen. Du kannst Du es hier bestellen.


Lass uns doch gerne Dein Feedback hören!



Ich grüße dich,



65 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Beitrag: Blog2_Post
bottom of page